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Aufzeichnungen, wer der Pflichtfeuerwehr
im 19. Jahrhundert angehörte oder wer deren Führer waren, sind in den
Archiven nicht vorhanden. Die Einteilung der Pflichtfeuerwehr war nach
der Verordnung der Königlichen Regierung in Kassel von 1875 identisch
mit den anderen Orten des Amtes Birstein. Untersotzbach gehörte neben
Birstein, Unterreichenbach, Hettersroth und Obersotzbach dem Löschbezirk
Birstein an.
Aus einer Inventarliste der Gemeinde vom 4. Januar 1880 geht hervor,
dass die Wehr über 1 Feuerspritze, 4 Feuerleitern, 4 kleine
Feuerhaken und einen großen Feuerhaken verfügte. Eine Aufstellung
vom 16. Juni 1882 gibt über die Stärke der Feuerwehr Auskunft. {StA Marb
6570) Danach war die Feuerwehr Untersotzbach in die vier
vorgeschriebenen Mannschaften mit folgender Mannschaftsstärke
eingeteilt: Steigermannschaft 4 Spritzenmannschaft 12 Rettungsmannschaft
10 Wassermannschaft 14.
Das Ortsstatut zur Regelung des Feuerlöschwesens in der Gemeinde
Untersotzbach wurde vom Gemeinderat am 6. Oktober 1906 beschlossen.
Einem Schreiben von Bürgermeister Michel an den Landrat vom 22. Dezember
1906 ist zu entnehmen, dass Georg Ruhl zum Ortsbrandmeister und der
Wagner Johannes Gaul zu dessen Stellvertreter ernannt wurden.
Eine Überprüfung des Feuerlöschwesens in Untersotzbach fand am 2.
November 1913 statt. Danach hatte der Ort 63 Wohnhäuser und 253
Einwohner. Die Frage nach dem Bestehen einer freiwilligen Feuerwehr wird
mit: „... Aussicht auf Gründung einer freiwilligen Feuerwehr besteht
nicht“ beantwortet. Der Pflichtfeuerwehr gehörten 29 Mann an, die alle
über eine Uniform verfügten.
Sehr kurz ist die Liste der Ausrüstung, die der Feuerwehr zur Verfügung
stand. Die Wehr verfügte über eine vierrädrige Saugdruckspitze mit einer
Zylinderweite von 80 mm, für die nur 100 m Schläuche vorhanden waren.
Diese Spritze wurde in 1898 oder 1899 gekauft, da die hessische
Brandversicherung im Jahre 1900 der Gemeinde für die Anschaffung einer
Spritze 800,- Mk Darlehen und 400,- Mk Zuschuss für Löschgeräte
bewilligte. Desweiteren verfügte die Wehr noch über 2 große und zwei
kleine Anstellleitern und über zwei Feuerhaken. Für die vier
Feuerwehrangehörigen, die der Steigertruppe zugeteilt waren, war noch
deren spezielle Ausrüstung vorhanden. Über Saugschläuche, Strahlrohre
oder Verteiler wurden keine gesonderten Angaben gemacht, diese waren
aber sicherlich auch vorhanden.
Zur Wasserversorgung bei Bränden diente in erster Linie der Sotzbach.
Eine Wasserleitung war noch nicht vorhanden. Aber noch befand sich fast
bei jedem Haus ein Brunnen, der zur Wasserversorgung heran gezogen
werden konnte. Die Zahl der Brunnen wurde im Jahre 1913 mit 40
angegeben.
Die Ausrüstung war in einem Gerätehaus untergebracht, das bei Nacht
beleuchtet werden konnte und dessen Schlüssel in der Nachbarschaft
hinterlegt war. Im Ort erfolgte die Alarmierung im Brandfalle durch
Blasen der Hörner und Läuten der Kirchenglocken, wie in dem Bericht
vermerkt wurde. Eine Alarmierung der Nachbarwehren war durch das Telefon
im Bürgermeisteramt und durch Radfahrer gewährleistet. Im Falle einer
Alarmierung durch einen Nachbarort war der Spanndienst für die Spritze
an einen Pferdebesitzer vergeben worden.
Während des 1. Weltkrieges war der größte Teil der Mannschaften zum
Militär eingezogen worden. Nur mit Mühe konnte der Brandschutz aufrecht
erhalten werden. Ein Brand am 28. April 1914 richtete bei Christian
Imhof großen Schaden an. Die Scheune, die noch reichlich Vorräte
enthielt, sowie der Schweinestall und ein Holzschuppen brannten nieder.
[HB 6/1915]
Der Jahresstatistik für 1922 ist zu entnehmen, dass Untersotzbach 63
Wohnhäuser und 360 Einwohner hatte. Der Feuerwehr gehörten 58 Mann an,
von denen nur die Hälfte mit einer Uniform ausgestattet war. Für den
Steigertrupp waren 5 Ausrüstungen vorhanden. Abzeichen trugen nur der
Kommandant und sein Stellvertreter. An der weiteren Ausrüstung hatte es
gegenüber den Vorjahren keine Veränderung gegeben.
Im Bericht von 1928 vermerkte Bürgermeister Löffert: „…es besteht
Aussicht, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen!“ Die Stärke der Wehr
wurde mit 54 Feuerwehrleuten angegeben, weitere Änderungen gab es
gegenüber den Vorjahren nicht. Mit Beschluss des Gemeinderates vom 30.
Dezember 1928 wurde das Ortsstatut des Feuerlöschwesens in der Gemeinde
Untersotzbach von 1906 aufgehoben. Neben Bürgermeister Löffert und dem
Schöffen Gaul gehörten noch Johannes Ruhl, Heinrich Gaul, Georg Kauck,
Johannes Simon 4, Heinrich Schneider, Johannes Simon 53, und Johannes
Kauck dem Gemeinderat an.
Aber auch fünf Jahre später war noch keine freiwillige Feuerwehr
gegründet worden, denn am 22. Oktober 1933 wurde die entsprechende Frage
noch negativ beantwortet. Ob die Freiwillige Feuerwehr am 1. Februar
1934 gegründet wurde, kann mit Sicherheit nicht gesagt werden. An diesem
Tag wurde die Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Untersotzbach von den
folgenden Mitgliedern der Feuerwehr unterschrieben: Johannes Simon,
Wehrführer, August Kauck 58, Heinrich Gaul, Johannes Kauck 28, Ludwig
Kauck, Johannes Reisig und Jakob Ehresmann.
Zum Wehrführer war Johannes Simon und zum Gerätewart war Heinrich Gaul,
Haus-Nr. 10, gewählt worden.
[Reinhold Winter]
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